„Bewertungsplattformen werden immer häufiger zweckentfremdet, um absichtlich unwahre Behauptungen zu verbreiten“, sagt Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler (ÖVP). Auch in Italien stehen anonyme bzw. Fake-Bewertungen im Internet verstärkt in der Kritik. Mitbewerber würden etwa gezielt negativ bewertet, Likes gekauft oder „Erfahrungsberichte“ von Scheinkunden verbreitet. Fake-Bewertungen von Gasthäusern, Hotels und Co. erfolgten inzwischen zum Teil auch schon durch Bots (Computerprogramme). Bewertungsplattformen seien für den Tourismus wichtig, weil sie die Bekanntheit von Betrieben steigerten und die Qualitätswettbewerb stärkten, so Kraus-Winkler.
„Wirkungsvoll entgegenwirken“
Sie fordert daher eine Klarnamenpflicht, um dem Treiben „wirkungsvoll entgegenzuwirken“. Denn Fake-Bewertungen schadeten der Glaubwürdigkeit der Plattform, führten Konsumenten in die Irre und verzerrten den Wettbewerb zulasten der Betriebe. Ähnlich argumentiert Digitalisierungs-Staatssekretär Florian Tursky (ÖVP): Denn viele Gäste vertrauen den Bewertungsplattformen. Das Internet sei „kein rechtsfreier Raum und was offline gilt, muss auch online gelten“.
Durch verstärkten Einsatz Künstlicher Intelligenz verschärfe sich das Problem weiter, warnt Kraus-Winkler im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Schon jetzt könne man sich vor Fake News kaum mehr erwehren, mit der KI würden künstlich geschaffene Personen Fake-Bewertungen abgeben. „Das kann gefährliche Dimensionen annehmen, die wir bislang nicht kannten.“
„Jetzt mehr Druck machen“
Die ÖVP-Politikerin will bei einem Treffen der Tourismusminister und -Staatssekretäre in Brüssel in zwei Wochen gemeinsam mit der italienischen Ministerin Daniela Santanchè (Fratelli d‘Italia) Vorschläge zur Klarnamenpflicht diskutieren. „Jene Länder, die stärker vom Tourismus abhängig sind, müssen jetzt mehr Druck machen“, so Kraus-Winkler. Ihr Ziel sei eine EU-weite Regelung oder möglichst ähnliche Regelungen in den EU-Staaten.
An eine rasche Umsetzung der Klarnamenpflicht bei Bewertungen noch in dieser Legislaturperiode glaubt Kraus-Winkler nicht. Sie hofft aber, dass mit Jahresende oder zu Beginn des kommenden Jahres „ohne lange Übergangsfristen“ die Klarnamenpflicht gegen Fake-Bewertungen kommt. Die Identifizierung der Identität der Bewertenden soll „nachvollziehbar“ und „unkompliziert“ sein.